Bürgerinitiative Naturerhalt Altdorfer Osten: Presse

Pressemitteilungen

Pressemitteilung der BI Naturerhalt-Altdorfer-Osten vom 17. November 2023

Bebauungsplan 18 „An der Neumarkter Straße“

Nach dem Bürgerentscheid gegen den Bau eines Gewerbegebiets an der Neumarkter Straße möchte sich die Bürgerinitiative „Naturerhalt Altdorfer Osten“ bei allen, die sich persönlich und finanziell eingebracht haben, ganz herzlich bedanken. Die Initiative begleitet weiterhin den Prozess der Umsetzung des Bürgerentscheids.

In der Stadtratssitzung vom 26.10.2023 wurde die Aufhebung des Bebauungsplans 18 für die bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen und die Sicherung des Bestandsschutzes für den Bauhof, Reitverein, Autohaus und Betonwerk einstimmig beschlossen. Somit bleibt der heutige Zustand erhalten. Abweichend von der ursprünglichen Beschlussvorlage wurde der Flächennutzungsplan nicht entsprechend geändert.

Die zweite Beschlussvorlage bezüglich des Ankaufs der bisher landwirtschaftlich genutzten Flächen durch die Stadt wurde in den nichtöffentlichen Teil der Sitzung verlegt.

Für weitere Ausführungen verweist die BI auf ihre Homepage: www.naturerhalt-altdorfer-osten.de , Rubrik „Presse“.

Monika Ammon, Niklas Baumgardt, Reinhard Feustel für die Bürgerinitiative Naturerhalt Altdorfer Osten

Pressemitteilung der BI Naturerhalt-Altdorfer-Osten vom 10. Oktober 2023

Natur und Demokratie gestärkt

Mit äußerst knapper Mehrheit haben die Bürgerinnen und Bürger Altdorfs beim Bürgerentscheid mit NEIN gestimmt und damit dem Vorhaben der Stadt eine Absage erteilt, ein Gewerbegebiet an der Neumarkter Straße zusätzlich zur bestehenden Bebauung zu errichten. Somit bleibt der aktuelle Zustand erhalten und der Bebauungsplan wird entsprechend angeglichen.

Wir freuen uns sehr, dass wir etwas bewegen konnten - gemeinsam mit einem guten Team, interessierten und verantwortungsbewussten Bürgerinnen und Bürger und engagierter Unterstützung von verschiedenen Gruppen.

Was bedeutet dieses Ergebnis?

  1. Die Stadtgesellschaft hat sich verantwortungsvoll für den Erhalt der wertvollen Kultur- und Ackerlandschaft im Altdorfer Osten und die Lebensqualität der Stadt ausgesprochen.

  2. Die Stadtgesellschaft hat sich auf eine spannende und mühsame Meinungsbildung und ein verantwortliches Abwägen von Wünschen und Werten eingelassen. Damit wurde neben unseren elementaren Lebensgrundlagen zugleich auch unsere Demokratie gestärkt. Denn es ist in den letzten Monaten gelungen, dass viele Menschen sich mit Fragen beschäftigt haben wie: Wie gehen wir mit unseren natürlichen Ressourcen verantwortlich um?

  3. Beide Sichtweisen sind in unserer Stadt etwa gleichstark vertreten. Dadurch bleibt es sehr wichtig, dass wir uns um eine respektvolle Diskussionskultur bemühen. Die letzten Wochen haben gezeigt, dass das auch in Altdorf nicht einfach selbstverständlich ist.

Diese Diskussion angestoßen zu haben, sehen wir als einen der Haupterfolge unserer Initiative an. Zur Möglichkeit einer Basisentscheidung haben dann auch Bürgermeister und Stadtrat mit ihrer Offenheit für einen Bürgerentscheid beigetragen.

Als Bürgerinitiative wünschen wir uns weiterhin eine lebendige und konstruktive Stadtgesellschaft, die sich einmischt und teilnimmt bei der Gestaltung unseres Lebensraums.

Die Initiative wird bei einem Nachtreffen die Aktivitäten reflektieren, um die Erfahrungen für ähnliche zukunftige Fragestellungen auszuwerten.

Pressemitteilung der BI Naturerhalt-Altdorfer-Ostenvom vom 28. September 2023

Die Infoveranstaltung zum Bürgerentscheid in Altdorf vermittelte wichtige Informationen zu den Plänen der Stadt. Bei einer gemeinsamen Auswertung des Gehörten fassten die Aktiven der Bürgerinitiative Naturerhalt Altdorfer Osten wesentliche Punkte zusammen, die gesagt und eben nicht gesagt wurden, und bewertete sie aus ihrer Perspektive:

1) „Wir reden über hohe Versiegelungen… da braucht man sich gar nichts in die Tasche lügen“, benannte der planende Architekt Bierwagen das Grundproblem der Bebauung. Die Versickerung von Niederschlägen ist zwar angestrebt, aber nicht umfassend möglich.

Versiegelung bedeutet, dass Regenwasser nicht ins Grundwasser gelangt, sondern stattdessen abgeleitet wird. Bei viel Regen steigt so das Hochwasserrisiko in der Umgebung, vor allem an Flüssen. Da die Versiegelung in Bayern in den letzten Jahren zu- statt abgenommen hat, werden Trockenheit und Hochwasser immer häufiger und stärker auftreten. Die Trockenphasen der letzten Jahre und die bedrohlichen Überschwemmungen in Nürnberg vor wenigen Wochen haben drohende Szenarien anschaulich erleben lassen.
Mit dem neuen Bebauungsplan würde Altdorf dazu beitragen.

2) Die Stadt setzt an einigen Punkten auf rechtliche Schlupflöcher: Z.B. eine Gesetzesänderung oder wenigstens Ausnahme für einen Einzelhandel auf der grünen Wiese. Oder das Wegfallen von Ausgleichsflächen für ökologische Schäden, weil es bei Erstellung des alten Bauplans noch nicht die Einsicht für diese Vorgaben gab. Oder die Beschränkung von Schuztmaßnahmen auf gesetzlich geschützte Arten, während vom Aussterben bedrohte, aber noch nicht vom Gesetz erfasste Arten wie die Erdkröte außer Acht gelassen werden.

Das ist ein rechtlich korrektes Vorgehen, um das Hauptziel der Stadt zu verfolgen - aber es lässt eine ausreichende ökologische Verantwortung für unsere existentiellen Grundlagen vermissen. „Die Welt wird drohendene Katastrophen wieder überstehen, wie damals bei den Dinosauriern. Aber der Mensch nicht“, beschrieb BN-Biologin Anita Bitterlich bei Ihrer Ortsbegehung im August den Ernst der Lage.

3) Die ökologische Verbesserung des angestrebten neuen Bauplanes gegenüber dem alten Plan für ein Industriegebiet und ohne heutige Standards wird von den Befürwortern immer wieder betont. Niemand bestreitet sie.

Dieser Vergleich ist aber gar nicht relevant: Denn niemand will den alten Bebauungsplan erhalten. Es geht vielmehr um den Vergleich einer weiteren Bebauung mit dem Iststand einer weitgehend landwirtschaftlich genutzten kleinteiligen Kulturlandschaft mit bedeutsamer Biodiversität– und da fällt die ökologische Bewertung eindeutig andersherum aus. Auch das bestreitet wohl niemand.

4) Die beschriebenen ökologischen Vorgaben für die Bebauung zeigen das Bemühen um einen Ausgleich der unübersehbaren Naturschäden. Genau hingehört erfuhr man, dass nicht alle sinnvollen Maßnahmen sicher umgesetzt werden: Manche sollen nur empfohlen werden, manche wurden gar nicht vorgesehen - weil Bürgermeister Tabor schon wusste, dass er dafür keinen Investor findet. Viele Auflagen sollen in einem individuellen Kaufvertrag vereinbart werden. Selbst eine bekannte heimische Firma mit Kaufinteresse zweifelte öffentlich, alle Auflagen finanziell leisten zu können.

Es ist zu befürchten, dass das Bemühen um ökologische Gestaltung bei der Durchführung schnell auf der Strecke bleibt – weil es eben dem Hauptziel des schnellen finanziellen Gewinns entgegensteht. Oder die Stadt bleibt bei den Vorgaben – und hat dann zwar Ausgaben in Millionenhöhe, aber keine Käufer unter diesen Bedingungen.

5) Für den Verkehr will die Stadt für die Riegerkreuzung eine Entlastung (bzgl. Wartezeit) erreichen, indem sie eine Zufahrt zum Einzelhandelsbereich von der anderen Seite, evtl. auch einen Kreisverkehr schafft. Für den Osten rechnet sie dagegen mit einer deutlichen Zunahme von Verkehrslärm.

Warum der Straßenumbau im Westen nicht längst durchgeführt wurde, aber nach Bau eines neuen Gewerbegebiets im Osten möglich ist, wurde nicht verständlich. Interessant war auch die Aussage, dass die dort vorhandenen Einzelhändler (REWE, ALDI ) in Autobahnnähe bleiben wollen, vor allem beim Bau einer Zufahrt von der anderen Seite statt über die Riegerkreuzung. Bisher war immer zu hören, dass die zu kleine Verkaufsfläche das Argument für den Umzug wäre.
Es bleibt nur zu hoffen, dass die Bevölkerung im Oberpfalzviertel und an der Umgehungsstraße auch auf den angekündigten Verkehrslärm in ihre Abstimmungsentscheidung einbezieht.

Pressemitteilung der BI Naturerhalt-Altdorfer-Ostenvom am 24. Mai 2023

Bürgerentscheid Naturerhalt versus Gewerbegebiet im Altdorfer Osten „An der Neumarkter Straße“

Die Bürgerinitiative informiert
In einer Informationsveranstaltung im Dezember 2022 wurden Bürgerinnen und Bürger vom Altdorfer Bürgermeister Martin Tabor über die umstrittenen Pläne der Stadt zum geplanten Bau eines Gewerbegebiets im Altdorfer Osten an der Neumarkter Straße informiert. Im Blick auf die große kontroverse Diskussionen in der Bevölkerung und einer Bürgerinitiative gegen das Gewerbegebiet empfahl der Bürgermeister dem Stadtrat die Durchführung eines Ratsbegehrens, um die Altdorfer und Altdorferinnen über die Umsetzung dieses Vorhabens am 8. Oktober zusammen mit der Landtagswahl abstimmen zu lassen.
Die Bürgerinitiative „Naturerhalt Altdorfer Osten“ ist mit dem Ziel gegründet worden, das Gewerbegebiet „An der Neumarkter Straße“ im Osten Altdorfs zu verhindern, gegebenenfalls auch mittels eines eigenen Bürgerbegehrens für den Naturerhalt. „Wir setzen uns dafür ein, dass grüne Flächen für Landwirtschaft, Naherholung und Lebensraum für Tiere erhalten bleiben. Es geht um die Basis unserer Zukunft!“, betont Niklas Baumgardt, jüngstes Mitglied des BI-Sprecherkreises. Auf Nachfrage der Bürgerinitiative lud die Stadtverwaltung nun zu einer Sitzung mit der Bürgerinitiative, dem Bund Naturschutz und den Fraktionsvorsitzenden ein, bei der zwei unterschiedliche Fragestellungsentwürfe zum Bürgerentscheid, eine von der Bürgerinitiative, eine von der Stadt, diskutiert wurden. Bei der Fragestellung kommt es darauf an, dass alle relevanten Angaben enthalten sind und eindeutig ist, was bei Ja und Nein geschehen soll. Mit dem gemeinsamen Ziel einer möglichst verständlichen und sachlichen Frage wurde solange um Formulierungen gerungen, bis alle Beteiligten einem Kompromiss zustimmen konnten. Damit konnte der Aufwand und die mögliche Verwirrung bei einer Abstimmung an der Wahlurne am 8. Oktober über konkurrierende Fragestellungen beim Bürgerentscheid vermieden werden. Die Fraktionsvorsitzenden haben zugesichert, sich bei der Abstimmung zur Fragestellung in einer der nächsten Stadtratssitzungen für diesen Kompromiss einzusetzen. Das Thema Naturerhalt versus zusätzliches Gewerbegebiet „An der Neumarkter Straße“ ist sehr vielschichtig. Die Bürgerinitiative wird daher in den nächsten Wochen Öffentlichkeitsarbeit leisten, um den Bürgern und Bürgerinnen für einen offenen Argumentationsaustausch transparent Fakten und ihre Sicht der Dinge aufzuzeigen. Schon jetzt können Informationen über die Bürgerinitiative und die Pläne bzw. Auswirkungen eines zusätzlichen Gewerbegebiets auf der Homepage „Naturerhalt-Altdorfer-Osten“ aufgerufen werden. http://naturerhalt-altdorfer-osten.de/

Kontakt: Reinhard Feustel, kontakt@naturerhalt-altdorfer-osten.de

Artikel der BI im Stadtblick (September 2023)

NEIN zum GEWERBEGEBIET.

Ziel der Bürgerinitiative „Naturerhalt Altdorfer Osten“ ist es, den Bebauungsplan 18 „An der Neu-markter Straße kritisch zu hinterfragen und die Flächen für die landwirtschaftliche Nutzung, zur Nah-erholung und als wichtigen Naturraum zu erhalten.

Die Bewohner Altdorfs sind durch die besondere Lage der Stadt zwischen zwei Autobahnen bereits einer hohen Lärm- und Schadstoffbelastung ausgesetzt. Grünflächen, Wald und naturnahe Struk-turen tragen dazu bei, die Menschen in der Stadt vor diesen Immissionen, aber auch vor kommen-den Überhitzungen zu schützen. Daher ist es wichtig, die verbleibenden Reste des grünen Gürtels um Altdorf herum nicht weiter zu zerstören, sondern als wichtigen Baustein für unsere Lebensqualität und Gesundheit zu erhalten.

Die Stadt Altdorf argumentiert, dass sie Einnahmen braucht, um geplante Maßnahmen umsetzen zu können. Zunächst einmal müsste sie allerdings in Vorleistung gehen und hohe Investitionskosten für Grundstückskauf und Erschließung stemmen. Ein „ökologisches Vorzeigeprojekt“ würde die Ausga-ben zunächst weiter in die Höhe treiben. Zudem werden Gewerbesteuern erst fällig, wenn Gewinne erzielt werden und das kann bei Firmen-Investitionen in neue Gebäude dauern.

Wir als BI sehen es als fragwürdig an, unseren heimischen Bauern Flächen zu entziehen, um sie anderen Wirtschaftszweigen zu überlassen und damit Landwirtschaft gegen Gewerbe auszuspie-len. Unsere Landwirte verlieren dabei ihre Bewirtschaftungsgrundlage und wir eine Möglichkeit unse-rer regionalen Lebensmittelversorgung.

Zudem gibt es bereits erschlossene, freie Gewerbegebiete mit Autobahnanschluss. Das Gewerbe-gebiet "Unterwellitzleithen" an der A6 befindet sich schon jetzt in städtischer Hand. Da die Fa. ABL aus Insolvenzgründen von einer Ansiedlung zurückgetreten ist, könnte dieses Areal auch kurzfristig interessierten Altdorfer Handwerks- und Gewerbebetrieben zur Verfügung stehen.

Auch der BI ist bewusst: Die Bürger im Altdorfer Osten brauchen eine fußläufige Einkaufsmöglich-keit. Diese Anforderung erfüllt allerdings auch der geplante Standort nicht. Die Ansiedlung eines Nahversorgers ist vom Ministerium aufgrund der gesetzlichen Lage bisher als nicht genehmigungs-fähig eingestuft. Zunächst müssen Alternativen wie Leerstände geprüft werden. Gilt nicht auch für Altdorf das richtige Motto „Leben findet Innenstadt“? Sollte nicht vielmehr das lebendige Zentrum einer Stadt gestärkt werden, anstatt durch Konkurrenz auf der grünen Wiese an Attraktivität zu verlieren?

Wir von der BI „Naturerhalt Altdorfer Osten“ sind keine Traumtänzer. Im Gegenteil: Wir unterstützen die Flächensparinitiative der Bayr. Staatsregierung. Und wo lässt sich diese Zielvorgabe besser umsetzen als auf kommunaler Ebene? Hier können wir an einer konkreten Stelle Weichen stellen, damit wir unsere Umwelt auch künftigen Generationen in einem lebenswerten Zustand hinterlassen.

Daher legen wir allen AltdorferInnen ans Herz: Stimmen Sie beim BÜRGERENTSCHEID am 08.10. mit NEIN !

Kontakt & Infos unter unserer BI-Homepage: http://naturerhalt-altdorfer-osten.de/

Presse Mitteilung BUND Naturschutz Begehung des geplanten Gewerbegebietes BP18 an der Neumarkter Str. am 05.08.2023

Unter dem Motto „Nur Natur?!“ hat der BUND Naturschutz am Samstag 5. August interessierte Bürger zu einer Ortsbegehung der Fläche des geplanten Gewerbegebietes an der Neumarkter Straße eingeladen. Die Landkreis-Biologin Frau Anita Bitterlich vom BUND Naturschutz erklärt, was schon in dieser Fläche kartiert worden ist und warum sie für Altdorf wertvoll ist.

Frau Bitterlich informiert ausführlich über sieben Themen: Naturschutz, Bodenschutz, Grundwasser/Hochwasser, Klimaschutz, Biodiversität, Flächenversiegelung und Biotopverbund.

Das Gebiet ist eine abwechslungsreiche Kulturlandschaft, im östlichen Teil sogar mit Überresten eines ehemaligen Hutangers mit uralten Hecken und Eichen. Durch die Vorort noch traditionell kleinräumige Landwirtschaft konnte hier eine relativ hohe Artenvielfalt festgestellt werden. Mit 2 km innerer Grenzlinien und weitere 1,6 km randliche Grenzlinien zwischen Nutzungsformen ist der Strukturreichtum groß. Mindestens 15 verschiedene Nutzungsformen inklusive Obstgärten und Vegetationstypen konnten ermittelt werden. Über 160 Pflanzenarten wurden von dem Kartierteam erfasst; wir gehen daher von über 1500 wirbellosen Tierarten aus. Eine Population Zauneidechsen gibt es im östlichen Gelände, und Feldlerchenpaare sind im westlichen Gelände zu beobachten.

Eine Versiegelung bedeutet das Ende all dieser Vielfalt. Die Reduktion der möglichen Lebensräume, Verinselung durch räumliche Trennung von benachbarten Flächen und die durch Bebauung geänderte Wasserversorgung reduziert lokal die Artenvielfalt drastisch. Kröten- und Froschwanderungen genau in diesem Gebiet ist nur ein Beispiel. Wenn Tiere nicht wandern und sich nicht austauschen können, droht eine genetische Verarmung und Populationsgrößen könnten zu klein fürs Überleben werden. Dies ist im Gesetz nach dem Artenschutz-Volksbegehren noch einmal festgelegt worden. Daher sollten Kommunen wie Altdorf dringend ein Biotopverbundkonzept erstellen wie im Gesetz über Naturschutz und Landschaftspflege vorgesehen.

Wichtig war die Erklärung der Bodenstruktur, die hier im geplanten Gewerbegebiet als gut bewertet wurde. Erwiesenermassen konnte man in den Brachflächen sehen, dass der landwirtschaftlich genutzte Boden sofort wieder zur Artenvielfalt beträgt. Sobald solche Böden asphaltiert werden, dauert es bei Entsiegelung hunderte von Jahren bis sich eine Humus Schicht re-etabliert.

Beim Thema Grundwasser und Hochwasser wurde erklärt, dass unser Grundwasser durch langsames Versickern von Regenwasser durch gesunden Boden hindurch entsteht. Sollte das Gewerbegebiet kommen, würde das meiste Regenwasser in die Kanalsysteme fließen. Nur gesammeltes Regenwasser von Dächern dürften an zusätzlichen ausgewiesene Mulde-Felder geleitet werden, um in den Grund zu versickern. Jede Versiegelung erhöht die Hochwassergefahr und verringert Grundwasserneubildung.

Für viele Teilnehmer war das Thema Flächensparen neu: Bis zum Jahr 2030 will die Bundesregierung den Flächenverbrauch auf unter 30 Hektar pro Tag verringern, in Bayern entsprechend auf 5 ha/Tag. Derzeit ist leider immer noch kein Trend erkennbar, letzte Zahlen liegen weiterhin bei 10-12 ha/Tag in Bayern. Die Nettonull-Versiegelung wird vom Sachverständigenrat bis 2050 gefordert. In Altdorf werden derzeit auf ca. 15 ha Fläche neue Gebäude/Gewerbe errichtet. Weitere 5 ha in städtischer Hand nahe der A6 kommt dazu. Das Kontingent für Altdorf wäre etwa 1,3-2 ha pro Jahr für die nächsten Jahre. Damit hat Altdorf leider gar kein Kontingent mehr, sondern muss nun schleunigst jede Versiegelung beenden. 30ha/Tag entsprechen etwa 0,025% der Bundesfläche pro Jahr; Auf Altdorf umgelegt sind 0,025% etwa 1,2 ha /Jahr!

Wir bedanken uns für das rege Interesse von rund 50 Bürger und Bürgerinnen als auch beim Landtagskandidat Aaron Mühlendyck der Grünen Partei, Stadtratsmitglieder der FW und Grünen Partei, Vertreter der ÖDP Partei und einige Mitglieder der Bürger Initiative „Naturerhalt Osten“.

Der gesamte Bericht ist hier zu lesen: https://bit.ly/44iEJpD .

Weitere Informationen des Bund Naturschutzes zum Thema Flächenschutz finden Sie unter https://nuernberger-land.bund-naturschutz.de/ortsgruppen/altdorf/winkelhaid/flaechenschutz

Weitere Information: Hans-Dieter Pletz, BUND Naturschutz Altdorf/Winkelhaid Email: altdorf-winkelhaid@bund-naturschutz.de

Bewertung des Einzelhandels in Altdorf

Einzelhandelskonzept der Stadt Altdorf

Ein Teilaspekt des geplanten Gewerbegebiets ist ein sogenanntes „Versorgungszentrum auf dem Areal. Als Begründung dazu werden Ergebnisse einer Studie zitiert, die von der Stadt Altdorf bei der Fa. SK Standort & Kommune Beratung GmbH in Auftrag gegeben und 2012 veröffentlicht worden sind. Auch wenn dieses “Einzelhandelskonzept für die Stadt Altdorf” über 10 Jahre alt ist, sind viele Erkenntnisse noch aktuell. Was sind nun die Erkenntnisse dieser Studie?

Kaufkraftabfluss und Abschöpfung

Ein immer wiederkehrendes Argument für die Notwendigkeit neuer und größerer Einzelhandelsflächen für Vollsortierer und Discounter ist der “Kaufkraftabfluss von ca. 80%” (Diskussion im Stadtrat vom 12. Januar 2023), eine Zahl, die in der Studie zum Einzelhandelskonzept für die Stadt Altdorf aufgeführt sei.

Tatsächlich ist in der Studie kein Maß für den Kaufkraftabfluss angegeben.

Welche Zahlenangaben macht die Studie?

  1. In der Studie wird die Kaufkraft-Bindung ausgewiesen. Hierbei handelt es sich um ein Maß, wie viel Kaufkraft einer bestimmten Zone (z.B. dem Gebiet der Stadt Altdorf oder der Gemeinden Burgthann oder Berg) in Altdorf umgesetzt wird, d.h. wieviel der gesamten Einkäufe in Altdorfer Geschäften gemacht werden. Hierbei zeigt sich, dass bei periodischen Waren (also Waren, die regelmäßig gekauft werden) die Kaufkraft-Bindung laut Studie bei 73% liegt (Abbildung 20 der Studie). Die Daten basieren auf der Erhebung von “GfK GeoMarketing” und ergeben sich aus der damaligen Gesamtkaufkraft für periodischen Bedarf des Gebiets Altdorf von ca. 40,7 Mio. €, wovon 29,9 Mio. € im Gebiet Altdorf im Erhebungsjahr umgesetzt wurden. Einfach gesagt: Die Bevölkerung von Altdorf kaufte vor 10 Jahren 73% ihres regelmäßigen Bedarfs in Altdorfer Läden ein.
    Welche Zahl könnte in der Stadtratssitzung vom 12. Januar 2023 mit dem Argument „80% Kaufkraftabfluss“ sonst gemeint gewesen sein?

  2. In der Studie wird die “Entwicklung des Anteils des Einzelhandels an den privaten Konsumausgaben” dargestellt (Abbildung 22 der Studie). Es ist ein stetiger Abfall zu erkennen. So lag dieser Anteil 2011 nur noch bei 27,0%. Jedoch lag dieser Wert im Jahr 2000 bei 32,8%. Grundsätzlich gibt dieser Wert nicht an, wieviel “Kaufkraftabfluss” stattfindet, sondern wie hoch der Anteil des privaten Konsums ist, der im Altdorfer Einzelhandel gekauft wird. Letztlich geben private Haushalte also ca. 70 % ihrer Konsumausgaben nicht im Altdorfer Einzelhandel aus. Hier macht sich der zunehmende Einfluss des Online-Handels bemerkbar, z. B. im Bereich „Weiße Ware“, Schuhe/Lederwaren, Bücher. Die Umsätze im Fahrzeughandel, der Tankstellen, dem Brennstoffhandel sowie der Apotheken werden dabei nicht berücksichtigt (Quelle:Statista)

Aktuelle Indikatoren für die Entwicklung des Gewerbes in Altdorf in den letzten Jahren

Die Studie für das Einzelhandelskonzept ist bereits über 10 Jahre alt und gibt keine Auskunft über die aktuellen Entwicklungen. Ein Indiz für die Entwicklung der Unternehmen in Altdorf können die kommunalen Einnahmen sein. Mittels Gewerbesteuer und Umsatzsteuer kann indirekt auf die ökonomische Entwicklung geschlossen werden. Wandern Unternehmen ab oder wandern die Kunden ab, sollte dies zu einer Reduzierung der Einnahmen führen. Die Entwicklung der letzten Jahre zeigt jedoch, dass diese Werte stabil sind, mit einer leicht ansteigenden Tendenz. Dies ist allerdings lediglich ein Indiz und noch kein Beweis. Grundsätzlich ist jedoch die Aussage einer massenhaften Abwanderung der periodischen Einkäufe in andere Kommunen erst mal als fraglich zu bewerten.

Presse Mitteilung des Ortsverbands der GRÜNEN: Einladung zum "informativen Sonntagscafé"

Grüne informieren im Grünen

ALTDORF - Zu einem „,informativen Sonntagscafé" am Gelände des geplanten Gewerbegebiets an der Neumarkter Straße laden die Altdorfer Grünen am Sonntag, 17. September, zwischen 14 und 16 Uhr ein. Da die Altdorfer Bevölkerung am Sonntag, 8. Oktober, bei einem Bürgerentscheid über die Zukunft dieses Geländes abstimmen kann, will der Ortsverband bei einem lockeren Gespräch informieren.

Der Termin soll zudem ermöglichen, bei der Bürgerversammlung der Stadt am Montag, 18. September, mehr zu verstehen und gezielt Fragen stellen zu können. Dazu will der Ortsverband vor Ort informieren, welche Flächen vom Bauplan 18 wie betroffen sind und was eine Bebauung für Natur, Landwirtschaft und Menschen in Altdorf bedeuten würde. Für eine sonntäglich-entspannte Atmosphäre sorgt Landtagskandidat Aaron Mühlendyck mit seinem Lastenrad mit solarbetriebener Kaffeemaschine und diversem Teeangebot. Dazu gibt es diverse Kuchen.

Für Fragen und Diskussion sind zudem Mitglieder der Bürgerinitiative Naturerhalt-Altdorfer-Osten eingeladen. Zum ehemaligen Hutanger unter den Eichen kommt man über den Feldweg, der gegenüber vom Wertstoffhof an der Neumarkter Straße östlich Richtung Hagenhausen geht. Die Veranstaltung findet bei jedem Wetter statt. db

Leserbriefe

Leserbrief von Susanne Kürschner aus Altdorf beim Boten eingereicht am 27.9.2023,

Zu „fühle mich an Ergebnis gebunden“ vom 20.09.2023

Bei der Bürgerversammlung zum möglichen Gewerbegebiet an der Neumarkter Straße ist mir einiges unklar geblieben: 1. Es wurde mit vielen Zahlen jongliert, dabei fehlte mir eine offen kommunizierte Kalkulationsberechnung: Wann und wie sicher ist mit dem Gewinn von 8-10 Millionen Euro aus den Grundstücksverkäufen zu rechnen, erst wenn „alles verkauft“ ist? Wie viel muss die Stadtkasse ausgeben z.B. für Erschließung und anderes? Wann ist mit Gewerbesteuern zu rechnen, wenn die Firmen doch erst mal die Baukosten abschreiben werden?

  1. Die ökologischen Vorgaben für das geplante Gewerbegebiet klingen gut – aber: Sind Unternehmen dazu bereit? Selbst der Bürgermeister bezeichnete sie als „Idealfall“, der aber nur eintreten wird, wenn die Unternehmen das wollen. Wenn sie aber vorgeschrieben werden: sind sie für Altdorfer Familienbetriebe überhaupt finanzierbar? In der Versammlung sprach eine anwesende Firmenvertretung sehr wohl von „Finanzierbarkeit überdenken“.

  2. Wichtige Fragen wurden in der Versammlung nicht klar beantwortet und im Zeitungsbericht gar nicht erwähnt z.B. Wie soll die „Riegerkreuzung“ verbessert werden? Was wird das kosten? Laut Bürgermeister wollen die Supermärkte im Westen in Autobahnnähe bleiben, vor allem, wenn eine neue Zu- und Abfahrt von der A3 kommen soll. Warum wurde diese nicht schon längst gemacht? Gibt es überhaupt einen umzugswilligen Supermarkt oder soll ein neuer Anbieter kommen, der dem bisherigen Einzelhandel Konkurrenz macht?

  3. Bund und Länder, auch Bayern haben strenge Vorgaben zur Reduzierung der Flächenversiegelung in Deutschland. Altdorf sollte sich hier nicht negativ hervortun und ein Gewerbegebiet, das auf unsicherer Kalkulation beruht, aus dem Boden stampfen.

Ich sehe mich aufgrund der vielen Unsicherheiten nicht in der Lage für eine Befürwortung des Gewerbegebietes zu stimmen.

Veröffentlichung wurde vom Boten mit folgender Begründung abgelehnt: „Da am Sonntag, 8. Oktober, im Rahmen der bayerischen Landtagswahl dazu auch der Bürgerentscheid stattfinden wird, weist die Redaktion darauf hin, dass bis zum Bürgerentscheid keine Leserbriefe mehr zum Thema gedruckt werden. „

Leserbrief von Monika Ammon aus Altdorf erschienen im Boten am 26.09.2023

Schlechte Haushaltsführung

Die Bürgerversammlung am 18.09.2023 war gut, zeigt sie doch deutlich, was die Stadt eigentlich will: Sie will Geld! Klar braucht Altdorf Geld für die Sanierung von Schulen, Feuerwehrhaus etc. Aber diese Ausgaben sind planbar und fallen nicht vom Himmel. Somit besteht der Verdacht auf schlechte Haushaltsführung. Deswegen soll nun landwirtschaftliche Fläche geopfert und in ein Gewerbegebiet umgewandelt werden. Alleine durch den Verkauf der Flächen, meint die Stadt, 10 Mio. € Gewinn zu erwirtschaften. Solange keine belastbare und übersichtliche Kalkulation bekannt ist, ziehe ich diese Zahl massiv in Zweifel. Zumindest der Stadtrat sollte diese Kalkulation kennen, was scheinbar nicht der Fall ist.

Inzwischen gibt es Hinweise, dass selbst die Stadt dies in Zweifel zieht. Außerdem würde diese Gewinnerwartung den Grundstückspreis für die Altdorfer Handwerker derart in die Höhe treiben, dass eine Umsiedlung in dieses Gebiet wirtschaftlich nur schwer zu stemmen wäre. Nur große Einzelhandelsketten können dies bezahlen! Genau das ist das Ziel der Stadtspitze, wie der Bürgermeister auf der Versammlung preisgab. Dass zuerst das Gesetz dazu geändert werden muss, Stichwort Anbindegebot, wurde als gegeben suggeriert. Wäre der Stadt an einer Ansiedlung von Altdorfer Gewerbetreibenden gelegen, hätte sie denen bereits stadteigene Grundstücke zur Verfügung gestellt.

Leider wurde die gute Versammlung durch eine unpassende heftige Beschimpfung seitens des Bürgermeisters gegen die Grünen getrübt. Ich gehöre keiner Partei an, aber das Bashing gegen Grün (gerade in Mode), Gelb, Rot oder Schwarz; das geht gar nicht. Das gehört nicht in eine öffentliche Versammlung und alles andere als ein wertschätzender Austausch, um den gebeten worden war.

Leserbrief von Christine Maisel aus Altdorf erschienen im Boten am 25.09.2023

Mehr wert als zehn Millionen Euro

Zum Beitrag „Fühle mich an Ergebnis gebunden“ vom 20.09.2023

Bis zu 10 Millionen Euro erwartet die Stadt Altdorf, wenn alle Grundstücke, im geplanten Gewerbegebiet Neumarkter Straße, verkauft werden. Das hört sich nach viel Geld an. Aber, und das klingt jetzt vielleicht vermessen, was sind 10 Millionen in der heutigen Zeit? Zieht man von den 10 Millionen noch die Kosten ab, die entstehen um ein Gewerbegebiet bebauungsfähig zu machen, minimiert sich der Gewinn noch um Etliches. Keine Summe, mit der man "große Sprünge" machen kann sondern wohl ehr " der Tropfen auf den heißen Stein".

Bleiben noch die Gewerbeeinnahmen. Ab wann werden diese Geld in die Stadtkasse spülen? Erst, nachdem die Betriebe die Kosten für den Neubau abgeschrieben haben. Schnelle Einnahmen sind nicht zu erwarten! Fraglich ist auch, ob sich genügend Unternehmen finden, die die Mittel haben, um zu bauen. Vor allem, wenn hohe Umweltstandards erfüllt werden müssen, die die Kosten zusätzlich erhöhen. Frau Vestner, vom Steinmetzbetrieb Vestner in Altdorf, hat auf der Bürgerversammlung sinngemäß gesagt: "wir wären bereit zu investieren, aber wir haben finanzielle Grenzen".

Es geht um ca 70.000 qm Naturraum! Raum, der UNS ALLEN TÄGLICH nützt. Jeden Tag aufs Neue!

Wiesen, Hecken, Bäume speichern täglich CO2, liefern täglich Sauerstoff, speichern täglich Wasser, schaffen und erhalten täglich Lebensraum für unendlich viele Lebewesen und Organismen. Sie schaffen Raum für Erholung, sie dienen unserem Wohlbefinden und unserer Gesundheit. Eine Handvoll Erde enthält mehr Leben, als es Menschen auf diesem Planeten gibt! Wieviel ist das wert? Ein Wert, der sich nur schwer in Geld beziffern lässt, der aber unermesslich höher liegt als 10 Millionen.

Wir spekulieren mit unserer Lebensgrundlage und tun so, als gäbe es unendlich viel Ressourcen. Kann uns das wirklich wieder egal sein?

Und wer sich von "Öko" Argumenten nicht überzeugen lässt, dass das geplante Gewerbegebiet nicht entstehen darf, der soll bedenken, dass aller zukünftig zu erwartende PKW und LKW-Verkehr, der unweigerlich durch dieses Gewerbegebiet entstehen wird, durch das "Nadelöhr" Riegerkreuzung fließen/stauen muss!

Leserbrief von Manfred Hajek erschienen im Boten am 22.09.2023

Gesetzesänderung fraglich

Zum Artikel „Gewerbegebiet: ja oder nein?“ vom 21.09.2023

Zusammenfassend lässt sich das Vorhaben der Stadt, das Gewebegebiet im Osten zu erweitern auf folgende drei Punkte bringen:
1. Ansiedelung eines großen Supermarktes im Außenbereich des Ostens der Stadt.
2. Bereitstellung von kleinteiligen Gewerbeflächen bevorzugt für Handwerksbetriebe aus der Umgebung.
3. Verbesserung der angespannten Finanzsituation der Stadt durch Ausweitung und Verkauf von Gewerbeflächen.
Zum 1. Punkt:
Die aktuelle Rechtslage gestattet es nicht, an dieser Stelle einen großen Supermarkt zu errichten. Mit dem gesetzlichen Anbindegebot soll der weitere Bau von Einkaufszentren auf der grünen Wiese verhindert werden! Die Stadt geht aber davon aus, dass das dieses Gesetz nach der Wahl zu ihren Gunsten geändert wird. Fakt ist, das der bayerische Bauernverband der Regierung mit einem Volksbegehren gedroht hat, sollte diese künftig nicht aktiver dem zunehmenden Flächenfraß Einhalt gebieten. Es erscheint daher sehr fraglich, ob die CSU geführte (und den Bauern nahestehende) Regierung gegen die Interessen ihrer wichtigsten Wählerschaft eine Aufweichung des Anbindegebots durchsetzen kann.

Zum 2. Punkt:
Die Stadt Altdorf will für dieses Gebiet hohe ökologische Standards setzen. Das bedeutet, dass die Interessenten mit erheblichen zusätzlichen Kosten zu rechnen haben, um diese zu erfüllen. Gleichzeitig trübt sich die Konjunktur deutlich ein, sodass die Nachfrage für Erweiterungen von Betrieben eher rückläufig sein wird. Es ist also fraglich, ob die Stadt ihre Preisvorstellungen durchsetzen kann, ohne weiteren Leerstand zu riskieren.

Zum 3. Punkt: Es wird mit 10 Millionen an Einnahmen durch den Verkauf gerechnet. Diese Zahl erscheint für die zur Verfügung stehenden Flächen sehr hoch gegriffen und setzt auch voraus, dass alle Flächen zum verlangten Preis verkauft werden können. Abzuziehen sind in jedem Fall die Erschließungskosten. Diese bewegen sich ebenfalls im Millionenbereich. Diese werden in jedem Fall fällig. Herr Dotzer sprach von einem Finanzbedarf von 100 Millionen innerhalb der nächsten 10-20 Jahre. Wieviel Gewerbegebiete will und muss die Stadt noch ausweisen, wenn der Bedarf auch künftig über den Weg von Gewerbeansiedlungen gedeckt werden soll?

Wenn die im Punkt 1 und 2 angesprochenen Probleme wirksam werden, ist abzusehen, dass wir nicht nur keine neue Einkaufsmöglichkeit bekommen, sondern auch unseren Naherholungsraum mit einem überdimensionierten und teilweise leerstehenden Gewerbegebiet zugepflastert haben.

Gar nicht zur Sprache kamen die Kosten, die eine Ausweitung des Gewerbegebiets verursacht. Leider lässt sich der Verlust an Flächen für Erholung und Landwirtschaft, für Fauna und Flora nicht so einfach in Zahlen fassen. Den Preis dafür müssen wir aber trotzdem bezahlen!

Leserbrief von Susanne Pannewick erschienen im Boten am 21.09.2023

Beeinflussung durch Bilder

Zum Artikel „Bürgerversammlung" vom 14.09.2023

Die Ankündigung einer Bürgerversammlung zum Altdorfer Bürger- entscheid enthält zum wiederholten Mal das Foto eines Einkaufswagens. Es wird damit suggeriert, dass es bei dem Gewerbegebiet vorrangig um Supermärkte geht. Das ist sachlich falsch - denn nach jetziger Rechtslage ist der Bau eines Einkaufszentrums auf der grünen Wiese" gar nicht zulässig. Aber das Foto wirkt - Bilder erreichen blitz- schnell unser Unterbewusstsein und prägen nachhaltig unsere „Sichtweise". Wenn man unausgesprochen etwas höchst Unsicheres angekündigt, beeinflusst man den Bürgerentscheid unterschwellig mit falschen Erwartungen.

Antwort zum Leserbrief von Dieter Wellhöfer „Keine biologische Besonderheit“ vom 11.07.2023 v. Reinhard Feustel

Kein Sumpf, kein Lurch…Ja, hat hier einer einen Botanischen Garten oder Zoo erwartet, der schützenswert wäre? Sicher nicht. Aber hat deswegen der Boden keinen Wert? Jede Form der Natur ist heutzutage vor Beton und Zerstörung zu schützen. Natur ist für sich ein Wert, den es zu erhalten gilt. Und wie wertvoll der Boden ist, sieht man an dem dort wachsenden Getreide – jeder kann sich das täglich ansehen.
Die Bayrische Regierung hat eine Flächensparoffensive proklamiert. Wenn dies keine Sonntagsrede sein soll, dann muss endlich die Politik entsprechend handeln, sonst geht weiteres Vertrauen verloren. Deswegen: Stopp dem Flächenfraß, wir müssen mal damit anfangen!
Altdorf ist ständig knapp bei Kasse, die Klagen des Stadtrats schallen unüberhörbar aus dem Rathaus. Aber für weitere Gewerbeeinnahmen könnte die Stadt, statt weiterer Ausgaben für Grundstückskäufe zu tätigen, vorhandene, leerstehende Flächen nutzen: Nachdem das stadteigene, für die Firma ABL reservierte Grundstückfrei ist - bekanntlich kommt ABL nicht nach Altdorf - wäre dieses Grundstück für Gewerbetreibende, Handwerker, etc. frei! Und mit dem eingesparten Geld, könnte ein Stadtbus finanziert werden, der den Altdorfer Osten mit den Einkaufsmöglichkeiten im Westen verbindet.
Für Diejenigen, denen die Einkaufsmöglichkeiten im Osten, z.B. am Kreisverkehr am Krankenhaus, zu weit, zu begrenzt im Angebot sind, rege ich an, sich für einen Markt auf dem Parkplatz am stadteigenen Roncalli-Haus, oder gleich einen „Tante-Emma-Laden“ direkt im Roncalli-Haus, stark zu machen. Der liegt viel zentraler als ein Supermarkt weit draußen auf der grünen Wiese.

Leserbrief von Silke Roth zum Presseartikel „Verträglich und umweltschonend“ vom 06.05.2023:

Ein Gewerbegebiet ist zunächst weder verträglich noch umweltschonend. Die CSU argumentiert vor allem mit Einzelhandel, der sich ansiedeln könnte. Hier wird suggeriert, dass sich ein Lebensmittel - Nahversorger etablieren kann. Die aktuell rechtliche Sachlage ist allerdings eine andere und nicht ganz einfach zu realisieren: Es gibt da mehrere unterschiedliche Hürden zu überwinden und ggf. müsste eine Einzelfallentscheidung erwirkt werden. Die Regierung könnte an dieser Stelle - übrigens aus gutem Grund - Einzelhandel nur genehmigen, wenn beispielsweise ein Wohnbaugebiet direkt anschließt. Dafür wären im Oberpfalzviertel weitere Planungen und eine großangelegte Versiegelung notwendig, nämlich ein weiteres anschließendes Wohnquartier an das Bestehende mit Verzahnung ins neue Gewerbegebiet. Wie auch im Artikel angedeutet, müssen „die entsprechenden Voraussetzungen geschaffen werden“. - Dabei ist es nicht zu verstehen, warum der im Augenblick so wichtige Klimaschutz in keinster Weise in die Überlegungen einbezogen wird. Was besagt denn die umfangreiche Klima-Checkliste, die von den Stadträten und Stadträtinnen auf den Weg gebracht worden ist zu einem aufsehenerregenden Baugebiet wie diesem?
Ja, soweit richtig: Altdorf braucht im Osten eine strukturelle Veränderung, was den Einzelhandel betrifft. Allerdings eine städtebaulich integrierte und für alle gut erreichbare Einkaufsvariante zu den bereits bestehenden Nahversorgern im Zentrum und im Westen. Es braucht eine gut geplante, wirklich verträgliche und tatsächlich umweltschonende Planung. Das bedeutet auch Abstand zu nehmen von groß dimensionierten Versiegelungen auf der grünen Wiese…auch wenn es auf den ersten Blick scheinbar so einfach wäre!

Leserbrief von Margit Kissling zum Artikel „Grünes Licht: Die Planungen für die Neumarkter Straße können beginnen“ vom 14.01.23 im Boten:

In der Berichterstattung werden die Gegner des Gewerbegebietes, wie nicht anders erwartet, in die „Pfanne gehauen“. Doch gerade die vielen Besucher der letzten Stadtratssitzung signalisierten, dass sie kein weiteres Gewerbegebiet im Stadtgebiet wollen. Ich möchte daran erinnern, dass wir diese Situation im Stadtrat schon einmal hatten, als es um den Erhalt des Graffiti Areals in Altdorf ging. Gerade die-jenigen Stadträte, die damals meinten, näher am Bürger zu sein, erlebten bei dem Bürgerentscheid mit fast 72 % Stimmen für den Erhalt, eine herbe Niederlage. Und das wird sich mit Sicherheit auch dieses Mal wiederholen. Ein Bürgerbegehren wird auf den Weg gebracht werden, um das Gewerbegebiet an der Neumarkter Straße zu verhindern. Wenn es nach der Anzahl der bestehenden Gewerbegebiete bzw. – Flächen geht, müsste Altdorf eigentlich wirtschaftlich bestens dastehen. Leider generiert die Stadt damit nicht nur Einnahmen, sondern sie hat auch Kosten, weil die Stadt in Vorleistung gehen muss. Und für diese permanenten Eingriffe in unsere intakte Natur- und Kulturlandschaft und durch übermäßige Versiegelung von Flächen werden wir und die nachkommenden Generationen eines Tages teuer dafür bezahlen müssen. Die befürchteten Klimaveränderungen sind bereits jetzt signifikant.

Zum Schluss möchte ich noch auf mein Einkaufsverhalten eingehen, das ich übrigens nur in einer nicht öffentlichen Stadtratssitzung erwähnte. Zu hoffen bleibt, dass unserer Vollsortimenter Rewe die vor Jahren angekündigte Vergrößerungs- und Modernisierungsabsicht am bestehenden Ort realisieren wird, um damit mehr Kunden zu binden Denn ob von Regierungsseite einem Einkaufszentrum an der Neumarkter Straße - wegen der Entfernung zur Wohnbebauung - überhaupt zugestimmt wird, ist fraglich. Und an einem weiteren Ausbluten der Innenstadt kann auch niemand ernsthaft interessiert sein.

Leserbrief von Reinhard Feustel zum Thema „Gewerbegebiet Neumarkter Straße, Bebauungsplan 18, Altdorf" des Boten am 12.1.2023:

Also noch ein Gewerbegebiet, Einkaufszentrum! Haben wir nicht genug davon? Egal, von wo man Altdorf betrachtet, immer Gewerbebetriebe, Logistik-Zentren… Altdorf verliert sein Gesicht, wird auswechselbar mit anderen Orten. Ist das innovativ, zukunftsorientiert, nachhaltig? Bringt das neue Arbeitsplätze? Sicher nicht, sie werden nur verschoben! Dabei hieß es mal, „Leben findet Innenstatt“. Und noch haben wir Leben in der Stadt, auch jede Menge Versorgungseinrichtungen. Begreifen wir doch endlich den Marktplatz und die innenstadtnahen Läden als den „Vollsortimenter“ und nutzen wir diese, anstatt die Umgebung, die Natur weiter zu verschandeln und damit unser Markenzeichen zu verlieren. Ich plädiere dafür, die vorhandenen Flächen an der A3 effektiver zu nutzen, z.B. Verkaufsfläche unten und größer, Parkdeck darüber, Beschattung mit Photovoltaik-Anlage.

Leserbrief von Markus Junfer zur erheblichen Verkehrsbelastung durch weiteres Gewerbegebiet:

Die Stadt Altdorf möchte ein weiteres Gewerbegebiet vor den Toren der Stadt auf der grünen Wiese entwickeln und hat vor, mit einem Einkaufszentrum zu beginnen. Bei der Diskussion darüber ist bislang ein wichtiger Punkt unbeachtet geblieben: Wie kommen die Käufer dort hin? Es wird wohl kaum einer zu Fuß gehen, die meisten Einkäufe werden mit dem Auto durchgeführt werden. Die Verkehrsbelastung der Äußeren Neumarkter Straße wird dann erheblich zunehmen, insbesondere die Einmündung der Umgehungsstraße dürfte ein Nadelöhr darstellen. Und dann? Beglücken Bürgermeister und Gemeinderat uns nach dem „ökologischen Vorzeigeprojekt“ in ein paar Jahren mit „alternativlosen“ Ausbauplänen für Straße und Kreuzung? Grünfläche für zweispurigen Ausbau und monströse Kreuzung oder Kreisverkehr inklusive Lärmschutzwall ist noch vorhanden. Für alle in den letzten 30 Jahren zugezogenen Mitbürger: Die Kreuzung beim Autohaus Rieger war ursprünglich noch enger. Nachdem die Bevölkerung das Einkaufsgebiet Pfaffental angenommen hatte, waren die Verantwortlichen sehr erstaunt, wie viel Verkehr über die Kreuzung rollte und es musste nachgebessert werden. Das Resultat dieser verkorksten Planung kennt jeder und dieser Fehler braucht nicht wiederholt zu werden.

Leserbrief von Susanne Pannewick zum Artikel „Vorzeigeprojekt oder Naturzerstörung“ vom 21.Dezember 2022

Wenn man etwas will, kann es schnell gehen: Am 5.12.2022 beschließt der Altdorfer Stadtrat, einen lange vergessenen Bebauungsplan für ein Gewerbegebiet im Osten der Stadt umzusetzen. Ergänzt werden soll er durch ein riesiges Ladenzentrum. Kurzfristig wird wenige Tage vor Weihnachten eine Bürgerversammlung dazu abgehalten. Trotz Weihnachtszeit folgen engagierte Leser*innenbriefe, die sich fast alle klar gegen diese Pläne stellen: gegen Flächenversiegelung, Förderung von Autoverkehr, Aushöhlung der Innenstadt - und für den Naturerhalt. Selbst das Lockmittel neuer Supermärkte zieht nicht. Ohne Zeit für eine Diskussion in der Bevölkerung zu lassen, will der Bürgermeister nun gleich in der 1.Arbeitswoche nach der Weihnachtszeit per Stadtratsbeschluss das Bebauungsplanverfahren starten: Gleichzeitig soll der Plan für ein Ladenzentrum mit den Fachbehörden abgestimmt werden und bereits die inhaltliche Planung der Bebauung erfolgen – schneller geht nicht.
Was drängt so? Was soll in dieser Situation die Rede von „Bürgerbeteiligung“, wenn gegen massiver Einwände aus der Bevölkerung im Turbotempo nachhaltige Umwelteingriffe durchgezogen werden sollen? Warum wartet die Stadt mit einem solchen Projekt, das neben der Flächenversiegelung auch Verkehrsströme verursacht und verändert, nicht auf das von ihr selbst beauftragte Verkehrsgutachten? Anscheinend soll wieder einmal unsere Lebensgrundlage zu Geld gemacht werden. Vielleicht für wichtige Anliegen der Stadtpolitik – aber gegen das existentielle Anliegen, nicht stückweise den Ast abzusägen, auf dem wir sitzen.

Leserbrief von Familie Zipprich-Wolf „Brauchen wir das?“ am 28.12.2022

Noch mehr Flächenverbrauch: Ackerland, Gärten mit Obstbäumen, Grünstreifen mit Bäumen und Hecken sollen einem Discounter, Vollsortimenter, Drogeriemarkt und weiteren Gewerbeflächen zum Opfer fallen… Das gibt noch mehr Zerstörung der Landschaft, Versiegelung, Emissionen, Autoverkehr. Brauchen wir noch mehr Einkaufsmöglichkeiten? Oder brauchen wir Natur?